Als Chef:in mit Fehlern umgehen. Mit den eigenen und anderen.

Als Chef:in mit Fehlern umgehen. Mit den eigenen und anderen.

In unserer Gesellschaft hält sich immer noch weitgehend die Überzeugung, dass Fehler zu machen, schlecht ist. Sie werden als Zeichen von Schwäche oder Unfähigkeit gesehen. Doch tatsächlich sind Fehler ein bedeutender Bestandteil des Lernprozesses. Sie bieten wertvolle Chancen für Wachstum und Entwicklung.

Dass Fehler nicht zugegeben werden dürfen, sitzt wirklich tief. Das zeigte sich auch, als ich fürs Zugeben sogar mal ausgelacht wurde. Obendrauf erhielt ich dann noch den gutgemeinten Rat, dass es in der Firma besser sei, Fehler nicht zuzugeben.

Damit sich diese Überzeugung verändern kann und Du als Leader diese wertvolle Chance mit Deinen Mitarbeitenden nutzen kannst, habe ich ein paar Tipps für Dich. Und wie könnte es anders sein, es fängt halt zuerst bei Dir an:

  • Akzeptanz statt Selbstkritik

Statt Dich selbst für Fehler zu kritisieren, ist es wichtig, dass Du sie als normale und unvermeidliche Aspekte Deines Lebens zu anerkennen lernst. Niemand ist perfekt und Fehler zu machen ist allzu menschlich. Sieh Deine Fehler als Gelegenheit, aus ihnen zu lernen, anstatt dass Du Dich selbst verurteilst.

Beobachte Dich doch mal, nachdem Du einen Fehler gemacht hast. Ich wette mit Dir, dass Du mit Dir sehr hart umgehst. Vielleicht sogar noch härter als mit anderen. Ab jetzt darfst Du das getrost anfangen zu ändern.

  • Nachsichtig und geduldig sein

Bitte sei also liebevoll mit Dir selbst, wenn Du Fehler machst. Sei geduldig mit Dir und sprich Dir Mut zu. Erinnere Dich daran, dass niemand perfekt ist und auch nie sein wird.

Indem Du lernst, mit Dir selber nachsichtig und geduldig zu sein, kannst Du es dann auch umso besser mit Deinen Mitarbeitenden. Bedenke auch, dass eine Entwicklung, egal bei wem, meist etwas länger braucht. Selbst wenn es klar verstanden ist, heisst es noch nicht, dass es auch gleich so gelebt werden kann.

  • Reflexion und Selbstbewusstsein

Nimm Dir nach einem Fehler mal Zeit, ehrlich darüber zu reflektieren. War es wirklich so schlimm, wie es sich gerade anfühlt? Frag Dich, was Du aus der Situation lernen kannst. Oder noch anders, was war gut daran, dass Du diesen Fehler gemacht hast? Wie kannst Du künftig anders handeln?

Das fördert Dein Selbstbewusstsein und hilft Dir natürlich dabei, dass ähnliche Fehler nicht mehr geschehen müssen.

  • Verantwortung übernehmen

Verrückt ist ja auch, dass diese Überzeugung,  dass keine Fehler gemacht werden dürfen, bei Vorgesetzten noch ein Steigerung erfährt. Chefs machen keine Fehler, zeigen keine Schwäche (!) und geben deshalb auch bestimmt keine Fehler zu. Ich glaube Du merkst selber beim Lesen, wie absurd das ist.

Steh besonders auch als Chef:in zu Deinen Fehlern und übernimm Verantwortung für Dein Handeln. Indem Du Verantwortung übernimmst, zeigst Du nicht nur Reife, sondern auch Respekt gegenüber anderen, die möglicherweise von Deinen Fehlern betroffen sind. Du bist dadurch in einer Weise ein Vorbild, was sehr erleichternd auf Dein Umfeld wirken wird.

  • Offen sein für Veränderungen

Grade Fehler können dazu führen, dass Du Deine Denk- und Handlungsweisen überdenken und anpassen kannst. Fehler bieten oft eine wunderbare Gelegenheit, neue Wege auszuprobieren und alternative Lösungen zu finden.

  • Fehler zulassen, setzt Energien frei

Die Angst vor Fehlern nimmt mehr von Deiner Energie, als dass Du Dir bewusst bist. Wieviel kreativer, engagierter und leichter würde es für Dich sein, wenn Du keine Angst mehr vor Fehlern hast?

Und stelle Dir mal vor, was für Energien es nicht nur bei Dir, sondern auch bei all Deinen Mitarbeitenden freisetzen würde, wenn Ihr frei von Angst miteinander arbeiten könntet.

Wenn Du Dich getraust und Dir erlaubst, Fehler zu machen, dann wird sich dies positiv auf Dein Umfeld auswirken. Du wirst Deine Mitarbeitenden (und andere Menschen) nicht einfach verurteilen, sondern sie in einer Weise führen, dass sie aus ihren Fehlern lernen und sich weiterentwickeln können. Zu ihren Gunsten, zu den Deinen und die der Firma.

Herzlich,

Regula Müller

PS:Und hier noch eine Einladung zu einem Gedankenspiel: wie wäre es, wenn Du Deine Fehler feiern, statt verurteilen würdest? Einfach, um aus dem bisherigen Denken mal auszubrechen.

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